Können
Sie sich bitte einmal für die Zöliakiebetroffenen in NRW, die Sie und
Ihr Restaurant Capannina, noch nicht kennen, als Person und in Ihrer
Funktion vorstellen?
Frau K. berichtet, dass
sie gemeinsam mit ihrem Mann, als Inhaber und Geschäftsführer das
Restaurant Capannina betreiben, das primär auf einer
italienischen Richtung basiert. Sie kochen grundsätzlich nur mit
frischen Zutaten, u.a. auch gutbürgerlich!
Zusätzlich zu ihren „glutenhaltigen"
Speisen, kann das Ehepaar als besonderes Serviceangebot fast
alle sich auf der Speisekarte befindlichen Gerichte auch als „glutenfreie
Spezialitäten" anbieten!
Welche
besonderen Angebote, Dienstleistungen kann das Restaurant Capannina den
Gästen offerieren?
Das Restaurant Capannina
verfügt über Sitzgelegenheiten für 50 Personen. „Wir können
aber auch auf 60 oder 70 Plätze erweitern, wenn wir uns entsprechend
Stühle dazu leihen, [...]."
Alle Räumlichkeiten des Lokals sind ebenerdig
und erfüllen nebst
behindertengerechter Toilette relevante Anforderungen von
Barrierefreiheit.
Für die auswärtigen Gäste
sind Parkmöglichkeiten auf dem Hinterhof vorhanden.
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Welche
speziellen Angebote bieten Sie für Kinder an?
Frau K.
sagt, dass die normale Speisekarte zusätzlich
eine
kleine Kinderkarte beinhaltet. Sie offeriert für
Kindergeburtstagsfeiern z. B.
„Pizza
zum Selbermachen".
Das
Restaurant Capannina bietet
den kleinen Gästen
eine Kinderspielecke an.
Als
Köchin ist Frau K. gerne bereit auch z.B. Stampfkartoffeln für Babys
zu kochen. Sie erfüllt Kindern gerne alle Sonderwünsche, solange
diese ihr als
„machbar" erscheinen.
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Können Sie uns darüber berichten, wie Sie erstmalig auf die Idee
gekommen sind, glutenfreie
Gerichte als Alternativen zu den herkömmlichen Gerichten in Ihre
Speisekarte aufzunehmen?
Frau K. äußert, dass
sie vor
circa 12 Jahren eine Aushilfe in ihrem Restaurant beschäftigt
hatte, deren Sohn an Zöliakie
erkrankt war. Diese Aushilfe erzählte dem Ehepaar Kraus, wie schwierig
es u.a. für sie war, mit ihrem Kind Essen zu gehen.
Damals begann das Ehepaar
Kraus damit, für diesen Jungen
glutenfrei zu kochen. Sie haben ihre erste glutenfreie
Pizza für ihn gebacken, das war damals noch mit dem X-Sojamehl, „welches
eine
Katastrophe war" und sie haben später das Mehl von Firma Y
ausprobiert.
"Mittlerweile haben
wir
eine eigene Rezeptur für ihre hausgemachte Pizza aus Buchweizen- und
Kartoffelmehl entwickelt."
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Also, da
war zunächst ein spezieller Einzelfall und es hat sich zu
einer Geschäftsidee entwickelt, kann man das so sagen?
Frau K.:
„Ja. Richtig."
Sie ist davon überzeugt,
dass ihr Restaurant in erster
Linie durch eine Mund-zu-Mund-Propaganda, durch die
Selbsthilfegruppe der deutschen Zöliakie-Gesellschaft e.V. sowie dem
Bekanntenkreis der Kontaktperson der DZG aber auch durch die DZG
selbst, bekannt geworden ist.
„Die DZG hat auch das
eine oder andere Mal Werbung für uns geschaltet, [...] wo
erwähnt wurde, dass wir glutenfrei kochen. [...]"
Wir
hatten gestern das Vergnügen Ihre Küche besichtigen zu
dürfen. Die Zöliakiebetroffenen
in NRW möchten bestimmt auch gerne wissen, welche Besonderheiten Sie
bei der Zubereitung von glutenfreien Spezialitäten innerhalb Ihrer Küche,
in der Sie natürlich auch alle glutenhaltigen Speisen zubereiten,
beachten müssen?
Sie äußert dazu, dass der
Küchenbereich (u.a. ein Tisch mit Edelstahlfläche) in dem glutenfreie
Produkte zubereitet werden grundsätzlich mehlfrei bzw. glutenfrei
sein sollte.
„Wenn ich Pizza mache, [...] die wird vorbereitet, abgebacken und danach
eingefroren. Das mache ich natürlich in einem ganz anderen auch räumlichen
Bereich als die normalen Pizzen."
Das
ist ein Beispiel, was ist mit dem Gebrauch von Instrumenten? Treffen Sie
besondere
Vorkehrungen?
Die
Verwendung von Küchenutensilien aus Metall oder Edelstahl, ist ihrer
Meinung nach als problemlos anzusehen, weil man diese sehr gut
reinigen kann.
Frau K. verwendet aber ein spezielles Nudelholz,
das sie ausschließlich für eine glutenfreie Teigverarbeitung benutzt. Sie besitzt inzwischen auch noch eine
extra Nudelmaschine
sowie eine Getreidemühle.
Wie sieht es mit der Aufbewahrung von z.B. der Ceralien oder
Sonstigem
aus?
Sie hat in ihrem
Gefrierschrank ein separates Fach für die Aufbewahrung glutenfreier
Produkte reserviert, „damit da [...]
nicht, [...] von z.B.
Kroketten Krümel reinkommen [...]".
Des Weiteren steht in einem Eckenbereich
ihrer Küche eine eigene Kiste, in der sich u.a. die glutenfreien Nudeln
und die glutenfreien Löffelbiskuit für Tiramisu befinden.
Gibt
es bei der Zubereitung von Panade auch bestimmte Vorkehrungen, z. B. im
Umgang mit Eiern, die Sie treffen müssen?
Frau
K. bejaht diese Frage und sagt, dass sie grundsätzlich zwei spezielle
gut verschließbare Dosen für Kartoffelmehl sowie für glutenfreies
Paniermehl verwenden würde.
„Was
ich natürlich mache, wenn ich glutenfreie Schnitzel mache, dann nehme
ich [...] ein frisches Ei. [...] Ich
denke mal, dass das sicherlich eine Fehlerquelle
ist, über die sich viele Menschen [...] einfach keine Gedanken
machen, dass sie das gleiche Ei nehmen, was sie für das letzte
glutenhaltige Schnitzel auch genommen haben."
Für das
Braten der glutenfrei-panierten Schnitzel benutzt sie generell eine
frische Pfanne.
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Gibt
es ihrer Meinung nach Möglichkeiten, auch innerhalb einer kleinen
Küche, glutenhaltige und glutenfreie Gerichte vorzubereiten ohne das es
zur Kontamination kommt?
Frau
K.: „Ja. [...] Also ich denke, Sie haben die Küche gestern gesehen, die ist nicht riesengroß,
[...] es ist machbar!"
Benutzen
Sie glutenfreie Fertigprodukte?
Frau K.:
„Ja."
Für
die meisten Nudelgerichte benutzt sie Nudeln von Firma Z, weil sie damit die besten Erfahrungen gemacht
hat.
Gemäß den Aussagen von
Frau K. gibt es mittlerweile
sehr gute Convenience-Produkte auf dem Markt. Entsprechende Produkte
würde sie dann immer noch vor einer Verwendung mit der neusten Liste der DZG abgleichen.
Sind einige
Ihrer glutenfreien
Gerichte/Produkte auch Eigenkreationen?
Frau K.:
„Ja."
Sie gibt an, dass sie u.a. Kräuterbutter,
Pizzateig, Tiramisu auf der Basis
der [...] Löffelbiskuits von Firma Z sowie auch Tortellini nach
eigenen Rezepten produzieren würde.
Das Einzige was ihr bisher noch nicht
gelungen ist sind
Gnocchi. Sie sagt dazu: „Aber wir arbeiten daran."
„Tortellini z.B. mache
ich selber, weil [...] ich bis jetzt noch keine Vernünftigen gefunden
habe, [...]. Unsere Tortellini werden aus glutenfreiem
Mehl, bzw. aus Kartoffelmehl hergestellt. Ich besorge mir Guarkernmehl für die Bindung in der
Apotheke. [...] "
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Was
ist denn mit den köstlichen Pizzabrötchen, die Sie uns gestern
angeboten haben?
Frau K. fertigt die
Pizzabrötchen auch aus ihrem hausgemachten Pizzateig. Sie nimmt
dafür circa ein Kilo Mehlmischung aus Buchweizen- und Kartoffelmehl und
füllt den Teig portionsweise in eine speziell für glutenfreie
Brötchen reservierte
Muffinform ab.
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Es kommen
ja bereits Zöliakiebetroffene aus ganz NRW, nur um Ihre köstlichen glutenfreien
Pizzen, Nudeln und auch
Fleischgerichte zu probieren. Inwieweit können diese Kunden auf Wunsch
auch Speisen außer Haus mitnehmen und wie bereiten Sie die dann
speziell vor?
Grundsätzlich, sagt Frau
K., hängt es von der Bestellmenge ab, ob sie spontan die Wünsche der
zöliakiebetroffenen Gäste erfüllen kann. Kleine Mengen von
z.B. Pizzaböden hat sie immer im Gefrierschrank vorrätig.
Sie
berichtet, dass sie einige Gäste hat, die eine oder zwei Wochen bevor Sie kommen anrufen
und eine Liste
mit Produktenwünschen angeben, die Sie gerne bestellen möchten. Eine
derartige Vorbestellung von 10 oder 15 Pizzen würde sie dann
entsprechend zeitlich einplanen, vorbereiten und dann einfrieren.
„Ich denke mal, bei einer Pizza,
[...]
oder bei einer Lasagne ist das mit dem Gefrieren sicherlich recht
gut, da ist der Qualitätsverlust
[...] sehr gering."
„Da ist z.B. eine junge Dame aus K., [...] der Weg ist
einfach zu weit, um regelmäßig zu kommen, und die holt sich dann
eine größere Menge tiefgefroren ab." [...]
Sind
es immer eingefrorene Produkte, die Sie für den Verkauf außer Haus anbieten?
Frau
K.: „Nein."
Sie
gibt an, dass sich ihre Kunden ihre bestellten Produkte auch teilweise
„frisch"
abholen würden.
Haben Sie
auch bereits glutenfreie Produkte per Post verschickt?
Frau
K.: „Nein,
aufgrund der Konservierungsmöglichkeiten."
Wir haben ja
gestern zwei von Ihren freundlichen Mitarbeiterinnen kennengelernt. Wie
sind Ihre Mitarbeiter im Servicebereich auf das Anbieten glutenfreier
Gerichte bzw. auf die Beratung von Zöliakiebetroffenen vorbereitet?
Frau K. äußert, dass
sie ihre im Servicebereich tätigen Mitarbeiterinnen generell über
die Thematik Zöliakie informiert hat. Diese würden innerhalb ihres Arbeitsbereichs sehr sorgfältig
arbeiten.
Bei speziellen
Kundenwünschen oder Anfragen zu glutenfreien Gerichten würde sie
persönlich bzw. ihr Mann die entsprechenden Gäste weiterbedienen. „[...] und in der Regel ist es so, wenn
weitere Fragen kommen, dass ich dann an den Tisch gehe."
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Viele
Zöliakiebetroffene haben oftmals zusätzlich zur Zöliakie Lebensmittelallergien,
eine Laktoseintoleranz, Diabetes mellitus oder Ähnliches. Hatten Sie
bereits Kontakt mit derartigen Gästen? Wenn ja, beschreiben Sie uns bitte
eine Beispielsituation!
„Ja",
sagt sie, sie würde z.B. eine junge Dame kennen, die hat eine Laktoseintoleranz zusätzlich
zu Ihrer Zöliakie. Für sie würde sie die Pizza z.B. mit einem laktosefreien Schafskäse anrichten. [...]
Eine
ehemalige Klassenlehrerin ihrer großen
Tochter wollte vor einiger Zeit eine Konfirmationsfeier in ihrem
Restaurant Capannina ausrichten. Sie hat dazu extra eine dreiseitenlange Liste von
Nahrungsmittelbestandteilen, z.B. Gewürzen, die Sie nicht essen darf,
zur Vorbesprechung mitgebracht.
„Wir
haben uns zusammengesetzt und geschaut, was darf diese Frau alles
essen. [...] Ich denke
Sie haben einen schönen
Nachmittag bei uns verbracht."
Kann
ein Gast bei Ihnen jedes Gericht als „glutenfreies Gericht" bestellen?
Frau K.: „Zu
95% ist die gesamte
Karte spontan glutenfrei machbar."
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Es
ist ja bekannt, dass zöliakiebetroffene Menschen insgesamt höhere
Lebenshaltungskosten durch hohe Lebensmittelkosten haben.
Sind durch die Hinzunahme von glutenfreien Gerichten in Ihre Speisekarte
die Kosten für Ihr Unternehmen angestiegen?
Frau K.: „Ja. Darum gehen wir hin und
nehmen [...] einen Aufpreis von zwei Euro für speziell glutenfreie
Gerichte. Wenn dann jemand kommt, und sagt, er möchte einen Salat,
der ist sowieso glutenfrei. Da nehme ich keinen Aufpreis."
Was
wäre jetzt ein Beispiel für ein spezielles glutenfreies Gericht?
Frau K.:
„Ein Nudelgericht."
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Wie
wir gestern sehen konnten, liegen bei Ihnen im
Restaurant Capannina die Zeitschriften der DZG e.V. aus. Können Sie
bitte berichten, wie und wann Sie den Erstkontakt zur Deutschen Zöliakie-Gesellschaft
gestaltet haben? [...]
Sie
sagt, im Grunde hat sie vor 12 Jahren erstmalig über ihre damalige
Mitarbeiterin, bzw. ihren zöliakiebetroffenen Sohn, von der DZG gehört.
In diesem Zusammenhang
äußert Frau K., sie fühle sich durch ihre 12 jährige
Mitgliedschaft in der DZG im Umgang mit
der Thematik Zöliakie insgesamt sicherer. „[...], dass heißt, ich habe
Ansprechpartner bei der DZG, ich kann nachfragen, wenn ich irgendwelche Probleme haben sollte."
Wie
Sie bereits erwähnt haben, gibt die DZG Listen heraus, die darüber
informieren, welche Produkte aktuell als glutenfrei einzustufen sind und welche
nicht, nicht wahr?
Frau K.:
„Ja richtig, das ist ja auch das was wir machen, wenn die neusten Listen wieder raus sind, kontrolliere ich die Küche wieder durch.[...]
Ja, [...] ob ich die Sachen, die ich
verwendet habe, z.B. eine gekörnte Brühe von Firma A
[...] noch
verwenden kann oder ob sich etwas verändert hat."
Können
Sie uns bitte abschließend ein Erlebnis mit einem entsprechenden Gast
berichten, welches Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben ist?
Frau
K.:
„Es
ist für uns wie Weihnachten und Ostern zusammen, wenn die Leute dann
nach einem halben Jahr oder Jahr mal wieder eine Pizza essen oder sich
einfach hinsetzen mit einem guten Gefühl sich etwas aussuchen können."
„Das,
was den meisten Leuten wichtig ist, sich wohl fühlen und den Eindruck
haben können, Sie werden gut versorgt und können ohne Bedenken etwas
Essen und sich einfach sorglos einen netten Abend machen."
Erhalten
Sie Rückmeldungen durch Ihre Gäste?
Frau
K.:
„Ja,
durchaus! Zum Einen
[...], dass sie wiederkommen, keine Frage! [...]
Das Zweite, ein Gast von uns, Frau X, hat einen Leserbrief an die DZG
geschrieben, der natürlich Wahnsinnskreise gezogen hat. Sie hat sich
darin bei uns bedankt, für 10 Jahre glutenfreies Kochen für sie."
Übernehmen
Sie auch eine Aufklärungsfunktion?
Frau
K.:
„Ja,
sicherlich, ja. Ich gebe auch gerne Tipps weiter, wenn jemand Fragen
hat, was das Kochen anbetrifft, aus unseren Erfahrungen geben wir das
gerne weiter!"
Ich
bedanke mich für dieses
Interview!
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*
Dieses Interview wurde von Beate
Schulte am 18. 11. 2004 durchgeführt!
Restaurant
"Capannina"
Hinweis: (Das Restaurant bietet
leider aktuell keine glutenfreien Speisen mehr an!!!!)
Restaurant Capannina
Siegfried Esperschidt-Kraus
Dionysiusplatz 2
47647 Kerken
Internet:
http://www.capannina-kerken.de/
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