Glutenfrei-Lebenswelt präsentiert Ihnen ein Interview* mit Herrn Prof. Dr. Stallmach.

Zum Zeitpunkt dieses Interviews war Herr Stallmach der ärztliche Leiter der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährungsmedizin der Katholischen Kliniken Essen-Nord-West, Standort Marienhospital in Altenessen. Januar 2005.

Anmerkung: Aktuell ist Prof. Dr. med. Andreas Stallmach Klinikdirektor der Klinik für Innere Medizin IV mit den Schwerpunkten Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie.am Universitätsklinikum Jena


Mail: Andreas.Stallmach@med.uni-jena.de
Telefon: +49 3641 9-324221
Fax: +49 3641 9-324222

 

Quelle: http://www.kim4.uniklinikum-jena.de/Gastroenterologie_+Hepatologie_+Infektiologie-p-400.html

Stand: 24.05.2017

 

Portrait Dr. Stallmach

Bild-Quelle: Website des Universitätsklinikums Jena, 2017

Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Prof. Dr. Stallmach!

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Präsentation von Kernpunkten des
Interviews vom 14. 01. 2005:

Logo der Website www.glutenfrei-lebenswelt.de!   Vorstellung der Person, Profession,
     aktuellen Funktionen

Logo der Website www.glutenfrei-lebenswelt.de!   Terminologie der Zöliakie/einheimische
     Sprue "Begriffschaos"

Logo der Website www.glutenfrei-lebenswelt.de!   Definition/Symptome der Zöliakie

Logo der Website www.glutenfrei-lebenswelt.de!   Therapiestrategien/Heilungschancen der
      Zöliakie

Logo der Website www.glutenfrei-lebenswelt.de!   „Glutenunfall“ im Rahmen einer
    glutenfreien Diät

Logo der Website www.glutenfrei-lebenswelt.de!   Stationäre und ambulante
     Versorgungsangebote

Logo der Website www.glutenfrei-lebenswelt.de!   Forschungspreis der DZG e.V. 2002:
    Vorstellung des Forschungsprojekts von
    Prof. Stallmach.

Logo der Website www.glutenfrei-lebenswelt.de!  Aktuelle Aufgaben des ärztlichen Beirats
    der DZG e.V.

Logo der Website www.glutenfrei-lebenswelt.de!  Aktuelle Fortbildungsangebote zum
    Thema Zöliakie für Ärzte

Logo der Website www.glutenfrei-lebenswelt.de!  Öffentlichkeitsarbeit des Marienhospitals
    in Altenessen

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Würden Sie sich, Herr Prof. Stallmach, bitte zunächst einmal persönlich vorstellen?

Herr Prof. Dr. Andreas Stallmach ist seit September 2003 der ärztliche Leiter der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährungsmedizin am Marienhospital in Altenessen.

Er hat in Hamburg Medizin studiert. Seine Promotionsarbeit, die sich thematisch mit an Zöliakie erkrankten Kindern beschäftigte, wurde ihm von Prof. Dr. Martin Stern (jetzt Tübingen) angeboten. 

Innerhalb seiner Promotionsarbeit ermittelte er in Organkulturanalysen von Dünndarmschleimhautproben die Bestandteile des Gliadins, die für den Schleimhautumbau im Dünndarm bei Zöliakiebetroffenen verantwortlich sind.

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Interessierte, die sich derzeitig über die Thematik Zöliakie/einheimische Sprue informieren möchten, stoßen innerhalb der Medien auf eine uneinheitliche Terminologie dieses Krankheitsbildes. 

Sie finden komplizierte, z.T. synonym gebrauchte Begriffe wie Glutenallergie, Erkrankung der Dünndarmschleimhaut, Glutenintoleranz, gluteninduzierte bzw. glutensensitive Enteropathie, einheimische oder non-tropical Sprue, Zöliakie, idiopathische Steatorrhö, u.a...

Können Sie uns bitte mögliche Gründe für die Existenz dieses „Begriffschaos“ erklären?

Herr Stallmach äußert in diesem Zusammenhang, dass es verschiedene Gründe für die Existenz dieser uneinheitlichen Terminologie gibt.

„Ein Teil liegt sicher darin, dass die Zöliakie, die einheimische Sprue ein sehr heterogenes Krankheitsbild ist."

Des Weiteren gäbe es auch historische Gründe, die diese Uneinheitlichkeit der Begriffe erklärten. Die Zöliakie des Kindes bzw. die einheimische Sprue des Erwachsenen wurden von unterschiedlichen Entdeckern, Forschern bzw. Ärzten beschrieben.

„Der Begriff Sprue des Erwachsenen leitet sich von einem niederländischen Begriff ab. „Sprouw", der bezeichnet kleine Bläschen in der Mundschleimhaut. Und diese kleinen Bläschen treten eben bei Patienten, bei Erwachsenen, häufig auf, dieses hat dann dazu geführt, dass sich in der Erwachsenen-Medizin dieser Begriff durchgesetzt hat."

Herr Stallmach berichtet, dass es bereits vor zwei Jahren von Betroffenen aus der DZG e.V. eine Initiative gab, um diese Begriffe zu definieren bzw. überflüssige Begriffe zu eliminieren. Herr Dr. Holtmeier aus der Klinik von Prof. Caspary hat sich gemeinsam mit Herrn Prof. Riecken (Berlin), Herrn Prof. Henker (Dresden) und Herrn Prof. Zimmer (Münster) dieser Aufgabe angenommen und versucht gemeinsam zu erstellen.

Aktuell gibt es ein Positionspapier des ärztlichen Beirats der DZG e.V. zur Begriffsklärung, welches im Sommer 2005 in der DZG Aktuell veröffentlicht werden soll.

„Wenn man jetzt mal über den Tellerrand guckt und betrachtet, wie im angloamerikanischen Raum die Begriffe verwandt werden, wie das weltweit verstanden wird, dann hat sich eigentlich der Begriff Zöliakie „celiac disease" am weitesten durchgesetzt."

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Würden Sie uns bitte eine allgemein verständliche Definition, bzw. häufig vorkommende Symptome vorstellen?

Herr Stallmach definiert die Zöliakie als eine genetisch determinierte, lebenslange Unverträglichkeit von Weizenbestandteilen bzw. Gliadin sowie gliadinähnlichen Bestandteilen von Getreiden. 

Viele Zöliakiebetroffene äußern in Gesprächen mit Herrn Stallmach, dass sie eine Zöliakie haben und somit allergisch auf Weizenbestandteile reagieren würden.

Herr Stallmach sagt dazu: „Es ist  wichtig zu unterscheiden, dass diese Reaktion  des Immunsystems gegen das Gliadin eben nicht in den Formenkreis der Allergie gehört. Es gibt zwar das gemeinsame Auftreten von Nahrungsmittelallergien und Zöliakie, aber die Abläufe, die dahinter stehen, sind ganz unterschiedlich. Die immunologischen Reaktionen bei der Zöliakie sind hauptsächlich Reaktionen, die von Abwehrzellen (sogenannte T-Lymphozyten) vermittelt werden."

Die auftretenden Symptome sind sehr vielfältig und können individuell ganz verschieden sein.

„Es gibt Patienten mit Zöliakie, die nur ganz wenige Symptome haben, z.B. nur einen Eisenmangel. Und dieser Eisenmangel ist nur gering ausgeprägt. [...] Sonst sind die Menschen eigentlich beschwerdefrei." 

„Dann gibt es Patienten, die richtig schwer krank sind, sie haben Gewicht abgenommen, Durchfall, sie haben Wassereinlagerungen an den Unterschenkeln als Folge des Eiweißmangels, sie haben z.B. Gerinnungsstörungen, weil das fettlösliche Vitamin K fehlt."

Nach Aussage von Herrn Stallmach haben Patienten mit dem Vollbild der Zöliakie häufiger eine komplette Zottenatrophie innerhalb des Dünndarms, wobei die Zotten vollständig bzw. nahe zu vollständig fehlen. Bei diesen Zöliakiebetroffenen liegt dann eine sogenannte Malabsorption vor, d.h. die Resorption von Nährstoffen aus dem Dünndarm in den Körper ist gestört und die Betroffenen leiden z.T. unter massiven Durchfallserkrankungen. Zusätzlich lässt sich bei häufig noch eine Milchzuckerunverträglichkeit feststellen. (=Laktoseintoleranz)

„Das erklärt sich eben daraus, dass das Enzym im Darm, das den Milchzucker spaltet, [...] an der Spitze der Zotten lokalisiert ist, das sind die spezialisierten Zellen, [...], die wissen, was im Darm zu tun ist. Diese Zellen fehlen bei Zöliakiekranken, der Milchzucker kann nicht gespalten werden, der Milchzucker wird im Dünndarm nicht in den Körper aufgenommen und gelangt dann in den Dickdarm. Im Dickdarm sind Bakterien, die fressen diesen Milchzucker, dabei entstehen Gase, das verursacht Blähungen, Schmerzen, es entstehen Flüssigkeiten, das verstärkt den Durchfall. [...]"

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Viele Betroffene erscheinen nach Ihrer Diagnosestellung sehr verunsichert. Sie benötigen u.a. genaue Informationen darüber, welche Behandlungsstrategien für Sie in Frage kommen. 

Können Sie bitte zu den Therapiemöglichkeiten der Zöliakie Stellung beziehen?

Grundsätzlich, sagt Herr Stallmach, ist die strikte glutenfreie Kost für alle Betroffenen die Therapie der Wahl. Außerdem hängen individuelle Behandlungsstrategien natürlich davon ab, wie frühzeitig die Erkrankung Zöliakie erkannt wurde.

Nach seiner Erfahrung sprechen Kinder auf eine Ernährungsumstellung sehr rasch an. Wenn diese Kinder eine glutenfreie Kost erhalten, dann dauert es 14 Tage bis vier Wochen und sie nehmen an Gewicht zu, fangen wieder an zu spielen und  „man sieht, dass es ihnen richtig gut geht."

Bei Erwachsenen, gibt er an, dauert es manchmal Monate oder Jahre, bis ein „gewünschter Zustand des Wiedergutgehens" erreicht ist.  Leider, sagt er, gibt es aber auch Zöliakiebetroffene, die lebenslang über verschiedene Symptome klagen.

 „Wenn jetzt so ein Patient in einem sehr schlechten Gesamternährungszustand sich präsentiert, wenn Vitaminmangelzustände da sind, dann müssen die Vitamine ersetzt werden. Das kann z.B. notwendig sein, dass Sie durch Spritzen oder einen Tropf ersetzt werden, weil der Darm gar nicht in der Lage ist, diese fettlöslichen Vitamine aufzunehmen."

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Gibt es aus medizinischer Sicht die Möglichkeit der Heilung einer Zöliakie / einheimischen Sprue?

Gemäß Herrn Stallmach ist aufgrund der genetischen Disposition der Zöliakie eine Heilung aktuell nicht möglich.

„Es gibt da noch weitere Faktoren, die auftreten müssen, damit es zum Krankheitsbild kommt, aber die Erbinformationen sind eine ganz wichtige Voraussetzung.[...] Wenn wir eben wissen, dass wir diese Erbinformationen mit der Geburt mit auf die Welt bekommen, dann wissen wir auch, dass wir mit diesen Erbinformationen sterben werden. Und zur Zeit ist es noch nicht möglich, diese Erbinformationen dieses einzelnen Menschen auch zu verändern. Gentherapie wird in naher Zukunft vielleicht [...] möglich sein, [...]."

Herr Stallmach betont im Zusammenhang mit der Beantwortung dieser Frage erneut die Relevanz einer lebenslangen glutenfreien Diät (=GFD) für Zöliakiebetroffene.

Aber wenn Sie sich glutenfrei ernähren, und das trifft auf viele Betroffene zu, können Sie ein beschwerdearmes, beschwerdefreies Leben führen." 

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Angenommen, ein Betroffener nimmt versehentlich eine große Menge Gluten innerhalb einer Mahlzeit zu sich - ist es möglich, dass ein „Glutenunfall“ z.B. einen Schockzustand auslösen könnte und eventuell sogar später zum Tod führen könnte?

Auf die Frage, ob ein Glutenunfall tödliche Konsequenzen für Zöliakiebetroffene haben könnte, antwortet er: „Es ist aber meines Wissens nach nicht beschrieben, dass ein Zöliakiebetroffener durch das Essen von Gluten z.B. ernsthaft zu Schaden gekommen ist, zu Tode gekommen ist im Sinne eines anaphylaktischen Schocks."

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Sind die Immunreaktionen, bzw. die auftretenden Symptome bei einer Glutenbelastung je nach Individuum unterschiedlich?

Herr Stallmach bejaht diese Frage und betont dabei: „Es gibt ganz unterschiedliche variationsreiche Zustände, und dementsprechend sind die Symptome eben auch unterschiedlich. Und wenn sich bei einem Menschen mit einer Zöliakie primär die Gliadinunverträglichkeit durch Verstopfung ausdrückt oder durch Bauchschmerzen und der nächste hat Durchfall, dann würde ich annehmen, dass wenn jetzt ein Glutenunfall passiert, dass der Erste nicht Durchfall bekommt, sondern der kriegt wieder Bauchschmerzen und beim Zweiten dominiert vielleicht der Durchfall. Es gibt aber auch Zöliakiepatienten, die merken das Hautveränderungen, Bläschen, Jucken entstehen, als Ausdruck der Glutenbelastung, Glutenvergiftung wie Sie es genannt haben."

Er erläutert anschließend die multiplen Faktoren, die die individuelle Immunreaktion der Zöliakiebetroffenen bei einer Glutenbelastung beeinflussen können.

 „Es hängt von ganz vielen Faktoren ab. Das hängt davon ab, in welchem Zustand Sie Ihr Immunsystem gerade antreffen. Sind viele von diesen T-Zellen im Darm aktiv auf das Gliadin ausgerichtet? Stehen die in „Habachtstellung", um zu reagieren? Sind es nur sehr wenige? Wie groß ist die Glutenmenge? Wie ist der Gesamtzustand Ihres Darmes? Ist die Darmschleimhaut vielleicht, weil Sie zwei Tage zuvor eine Kopfschmerztablette eingenommen haben, etwas durchlässiger, sodass viel Gluten aufgenommen werden kann?"

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Wie viele Zöliakiebetroffene kommen circa pro Jahr zur stationären Aufnahme in Ihre Klinik und für welche Gruppe der Betroffenen erscheint ein stationärer Aufenthalt indiziert?

Die Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährungsmedizin der Katholischen Kliniken Nord, Standort Marienhospital in Altenessen behandelt jährlich circa 2000 Patienten, „[...] und die Größenordnung von Zöliakiepatienten die wir  pro Jahr stationär betreuen liegt vielleicht [...] bei 10 Patienten."

Die stationäre Aufnahme eines Zöliakiepatienten ist nach Aussage Herrn Stallmachs nur dann indiziert, wenn die Betroffenen schwere Mangelzustände erleben, wie z.B. schwere Vitaminmangelzustände.

„Es kann sein, dass es zur Erkrankung anderer Organsysteme, Leber, Bauchspeichedrüse, Schilddrüse kommt, mit eben entsprechenden Beschwerden. Und so gesehen gibt es Zöliakiepatienten, die in einem richtig dramatisch schlechten Ernährungszustand, schwer krank in ein Krankenhaus kommen."

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Welches sind die Aufgaben der ambulanten Betreuung bzw. Versorgung von Zöliakiebetroffenen?

Die jährliche Bestimmung von zwei fettlöslichen Vitaminen als Indexwerte sowie von Antikörpern gegen Gliadin und Gewebstransglutaminase, ist nach Aussage von Prof. Stallmach eine der wichtigen Aufgaben zur Verlaufskontrolle innerhalb einer allgemeinen ambulanten Betreuung. 

Diese Laboruntersuchungen können Zöliakiebetroffene in der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährungsmedizin der Katholischen Kliniken Nord, Standort Marienhospital in Altenessen regelmäßig ambulant durchführen lassen.

„Aber es gibt da eben viele Zöliakiepatienten die kommen hier her und sagen, Ihres Wissens nach ernähren Sie sich streng glutenfrei, und dann sucht man einmal nach den Antikörpern und stellt fest, dass diese deutlich erhöht sind. Dann macht der Patient erneut eine Schulung, und stellt fest, dass er doch Diätfehler in bestimmten Bereichen machte. Also das ist die Aufgabe dieser Antikörperkontrolle." 

Seit Januar 2005 bietet die Klinik zusätzlich eine ernährungsmedizinische Beratung in Form einer eigenen Beratungsambulanz an. Dort können sich Patienten durch ihren Hausarzt per Überweisungsschein bei Beschwerden oder Beratungsbedarf in einem persönlichen Gespräch individuell beraten lassen.

„Es können gezielte Untersuchungen durchgeführt werden, eben in Abhängigkeit von dem was notwendig ist. Es gibt auch einige Patienten, die wollen einfach nur ein Gespräch führen."

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Können Sie bitte die relevanten Ergebnisse des Forschungsprojekts Pro- und kontrainflammatorische Zytokinskripte in der Dünndarmmukosa von Patienten mit florider einheimischer Sprue/Zöliakie und deren Veränderungen nach Einleitung einer glutenfreien Diät“ mit einfachen Worten erläutern?

Innerhalb dieses Forschungsvorhaben entwickelte Herr Prof. Stallmach in Kooperation mit Dr. Gieser und Prof. Meuer aus dem Institut für Immunologie der Universität Heidelberg ein innovatives molekularbiologisches Verfahren zur Verbesserung der Zöliakiediagnostik. 

Dafür wurden von knapp 30 Patienten ohne Dünndarmerkrankungen Schleimhautproben des Dünndarms molekulargenetisch untersucht. (=Dünndarmbiopsien) Hierbei wurden spezifische Muster für Erbinformationen der Botenstoffe der Entzündung für Zöliakie ermittelt

„Dieses Muster tritt bei keiner anderen Erkrankung auf. [...] Und wenn wir es beobachten, dann ist es ein ganz starker Hinweis dafür, dass eine Zöliakie vorliegt."

In einem weiteren, momentan beginnenden Forschungsprojekt, beschäftigt sich Herr Prof. Stallmach gemeinsam mit Dr. Häuser aus Saarbrücken, Arbeitsfeld Psychosomatik, u.a. mit der Forschungsfrage, inwieweit  Patienten Einschränkungen in Ihrer Lebensqualität erleben, bei denen trotz einer normalen Schleimhaut, bestimmte Botenstoffe der Entzündung im Darm vorhanden sind, und ob diese mit den Beschwerden der Patienten zusammentreffen.

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Sie engagieren sich u.a. zusätzlich als Mitglied des 1976 gegründeten ärztlichen Beirats innerhalb Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e.V.. 

Können Sie uns anhand von Beispielen die Kernpunkte der Zusammenarbeit des ärztlichen Beirats mit der DZG e.V. beschreiben?

Eine der aktuellen Aufgaben des ärztlichen Beirats hat Herr Stallmach bereits zu Beginn dieses Interviews im Zusammenhang mit der Existenz einer uneinheitlichen Terminologie des Krankheitsbildes Zöliakie beschrieben.

Er sagt: „Eine aktuelle Aufgabe des ärztlichen Beirats ist es, etwas Ordnung in dieses Begriffschaos zubringen, um Betroffenen auch etwas mehr Sicherheit zu geben." 

Alle ärztlichen Beiratsmitglieder beraten Betroffene, halten Vorträge und einige von ihnen schreiben Fachartikel z.B. auch für die DZG e.V..

Als eine weitere, eher politische Aufgabe beschreibt Herr Stallmach die Unterstützung der DZG e.V., „[...] wenn es z.B. um die Kennzeichnungspflicht geht. Das ist ja ein sehr heiß diskutiertes Thema. Die Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln zu diskutieren, was sind Schwellenwerte, ab wann ist ein Produkt glutenfrei."

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Benennen Sie uns bitte Beispiele für aktuelle Weiterbildungsangebote bezüglich des Krankheitsbildes Zöliakie/einheimische Sprue für niedergelassene Gastroenterologen?

Nach Aussage Herrn Stallmach gab es im Ruhrgebiet, im vergangenen Jahr und auch aktuell, eine Reihe von Fort- und Weiterbildungsangeboten für diese o.g. Zielgruppe.

Im letzen Jahr hat z.B.  „Prof. Lembke, der in Gladbeck die Jahrestagung der westfälischen Gesellschaft für Gastroenterologie ausgerichtet hat, hat das Thema einheimische Sprue zum Thema gemacht und hat dazu Vorträge  angeboten."

Im Herbst dieses Jahres organisiert Herr Stallmach gemeinsam mit  Prof. Gerken, der die Abteilung für Gastroenterologie der Universität Essen leitet, eine Fortbildungsveranstaltung mit dem Titel: „Entzündliche Erkrankungen der Leber und des Magen-Darm-Traktes!".

Die gewünschte Zielgruppe dieser Veranstaltung umfasst 300-400 Ärzte aus Arztpraxen, also auch Hausärzte, Gastroenterologen sowie Ärzten aus Krankenhäusern aus unterschiedlichen Abteilungen wie der Chirurgie und der Gastroenterologie. Auch hier wird über die Zöliakie diskutiert.

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Innerhalb unserer Recherche haben wir ermittelt, dass die katholischen Kliniken Essen-Nord-West von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als "gesundheitsförderndes Krankenhaus" ausgezeichnet worden sind. 

Die Kliniken Essen-Nord-West wurden dafür gewürdigt, dass Sie neben der Akutbehandlung von Krankheiten auch Prävention und Rehabilitation von gastroenteralen Erkrankungen fördern. Insbesondere der Aspekt der Kooperation mit Selbsthilfeorganisationen bzw. -gruppen wurde hier betont.

Stellen Sie uns doch bitte in diesem Kontext dar, welche Angebote Ihre Klinik Zöliakiebetroffenen präsentieren können? Nennen Sie bitte Beispiele?

Herr Stallmach berichtet über das Arzt-Patienten-Seminar, welches im November 2004, im 6. Stock der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährungsmedizin der Katholischen Kliniken Nord, Standort Marienhospital in Altenessen, stattgefunden hatte.

 „Auf diesem Arzt-Patienten-Seminar haben wir das Thema: „Durch Ernährung bedingte Krankheiten!“ diskutiert. [...]. Wir haben über die Zöliakie gesprochen, und es ist auch eine sehr rege Diskussion in Gang gekommen. [...]"

Er äußert, dass es ihm  „[...] eben persönlich ein wichtiges Anliegen ist, über dieses Krankheitsbild auch zu informieren, Patienten zu informieren, Ärzte zu informieren,[...]", deshalb gehören Veranstaltungen über Zöliakie als ein fester Bestandteil zum regelmäßigen Fortbildungsprogramm seiner Klinik.

„Auch wenn wir ärztliche Fortbildung machen, wird immer die Zöliakie/einheimische Sprue berücksichtigt und über diese dann informiert."

Ich bedanke mich für dieses Interview!

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* Dieses Interview wurde von Beate Schulte in Kooperation mit Simone Stefka am 14. 01. 2005 durchgeführt!

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letzte Aktualisierung: 24.05.2017 / BS1 

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